Angehörigenampel zeigt Grad persönlicher Belastung auf
digiDEM Bayern bietet kostenlosen, anonymen Online-Selbsttest für pflegende Angehörige an
Gesünder leben, besser auf sich achten – das nehmen sich zum Jahresbeginn viele Menschen vor. Für eine Personengruppe ist das jedoch besonders schwierig: Pflegende Angehörige denken häufig zu wenig an sich selbst. Dabei sind gerade sie oftmals hohen Belastungen ausgesetzt. Um ihnen die eigene Situation bewusst zu machen, hat das Demenz-Forschungsprojekt digiDEM Bayern ein neues, kostenloses Online-Angebot entwickelt: die Angehörigenampel. An der Entwicklung maßgeblich beteiligt waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung an der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen. Die Angehörigenampel umfasst zehn Fragen, die sich binnen weniger Minuten durch Ankreuzen beantworten lassen, und ist auf der Website von digiDEM Bayern zu finden.
Der Online-Selbsttest zielt darauf ab, pflegenden Angehörigen den Grad ihrer persönlichen Belastung zu verdeutlichen. Anhand von zehn Fragen, zum Beispiel zur körperlichen Erschöpfung und zur Lebenszufriedenheit, erfahren Angehörige, wie es um ihre individuelle Situation bestellt ist. Das Ergebnis – grün, gelb oder rot – enthält eine Empfehlung für die nächsten Schritte und gibt dadurch einen Anstoß zur Veränderung der Lebenssituation. Der kostenlose und anonyme Online-Selbsttest wird aktuell in vier Sprachen (deutsch, englisch, türkisch und russisch) angeboten.
Wirksamkeit in umfangreichen Studien nachgewiesen
Bei der Angehörigenampel handelt es sich um die Kurzform der Häusliche-Pflege-Skala. Dieses Erhebungsinstrument wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung am Uni-Klinikum Erlangen entwickelt. Es ist in über 20 Sprachen verfügbar ist und wird seit sechs Jahren weltweit eingesetzt. In einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie mit 351 pflegenden Angehörigen wurde nachgewiesen, dass die HPS zuverlässig das Ausmaß der erlebten Belastung misst. In einer weiteren Studie mit 386 pflegenden Angehörigen wurde die Gültigkeit des Ampelsystems belegt. Die Ergebnisse zeigten, welches Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen ein pflegender Angehöriger bei einem bestimmten Belastungswert der HPS hat. Auf dieser Grundlage erfolgte eine Einteilung, die wiederum die Vorlage für das Ampelsystem bildete.
Digitale, alltagstaugliche Lösungen zur Unterstützung im Alltag
Die Angehörigenampel ist eines von mehreren Online-Angeboten, die im Rahmen des Demenz-Forschungsprojekts „Digitales Demenzregister Bayern“, kurz digiDEM Bayern, bereitgestellt werden. Ziel ist es, Menschen mit Demenz, Angehörige und Ehrenamtliche durch digitale, alltagstaugliche Lösungen zu unterstützen. digiDEM Bayern bietet bereits zwei kostenlose Online-Angebote zur Wissensvermittlung über Demenz: die Webinar-Reihe „Science Watch LIVE“ und den Newsletter „Science Watch“.
Langzeitbefragungen von Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen
Neben den digitalen Angeboten umfasst das Projekt digiDEM Bayern auch Befragungen von Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen in ganz Bayern über einen Zeitraum von drei Jahren. Dadurch sollen Erkenntnisse über den Verlauf der Erkrankung und die Situation der Angehörigen gewonnen und mögliche Defizite aufgedeckt werden.
Über digiDEM Bayern
digiDEM Bayern bildet einen Verbund aus dem Universitätsklinikum Erlangen, vertreten durch das Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung (Leiter: Prof. Dr. Elmar Gräßel) an der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, vertreten durch das Interdisziplinäre Zentrum für Health Technology Assessment und Public Health (Leitung: Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas) und den Lehrstuhl für Medizinische Informatik (Inhaber: Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch), und dem Medical Valley EMN e. V. (Vorsitzender: Prof. Dr. Erich R. Reinhardt). digiDEM Bayern ist Teil der Bayerischen Demenzstrategie und auf fünf Jahre (2019 – 2023) angelegt. Das Forschungsprojekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert.
Weitere Informationen:
Kathrin Seebahn
Telefon: 01520 4102627
E-Mail: kathrin.seebahn(at)fau.de