Klinische Studien
Sphingolipid-Parameter als Biomarker für psychiatrische Erkrankungen (ASPECT)
Ziel der Studie ist es, Veränderungen im Sphingolipid-Stoffwechsel nachzuweisen, die charakteristisch sind für Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen oder sich im Rahmen einer entsprechenden Therapie verändern. Untersucht werden dabei periphere Marker des Sphingolipid-Stoffwechsels, die aus Blutproben gewonnen werden. Diese umfassen neben den Lipiden und den verstoffwechselnden Enzymen auch genetische Informationen. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von neuen diagnostischen und prädiktiven Biomarkern. Im Rahmen von ASPECT (eine Abkürzung für die englische Bezeichnung: Acid SPhingomyelinase Experimental and Clinical Trial) werden Proben von Patienten mit Depression, Schizophrenie und Alkoholabhängigkeit untersucht.
Ansprechpartner: PD Dr. rer. nat. Dr. habil. med. Christiane Mühle
Ceramide-associated Biomarkers in Depression (CeraBiDe)
Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen und führen zu einer ausgesprochenen Krankheitsbelastung. Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptome gestellt. Dieses Vorgehen ist unpräzise und problembehaftet. Für den klinischen Einsatz werden daher gut messbare Biomarker benötigt. Wir konnten in tierexperimentellen Studien zeigen, dass erhöhtes hippocampales Ceramid die Nervenzellausbildung hemmt und zu depressivem Verhalten führt. Außerdem konnten wir zeigen, dass Antidepressiva die Ceramidkonzentrationen beeinflussen. Diese Studie zielt auf die Identifikation und Validierung von Blutbiomarkern zur Unterstützung in der Diagnose von Depressionen ab.
Ansprechpartner: Dr. med. Claudia von Zimmermann
Die Sensitivität des Glukokortikoidrezeptors bei depressiven Störungen
Veränderungen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden (HPA) -Achse bei depressiven Störungen wurden von mehreren Forschergruppen unabhängig nachgewiesen. Auf dieser Basis kann der in vivo-Dexamethason/CRH-Stimulationstest als objektives biologisches Verfahren zur Diagnostik von Depressionen verwendet werden. Dieser klinische Test stellt mit der Einnahme der Substanzen, der langen Dauer von fast 24 Stunden, den mehrmaligen Blutabnahmen und der erforderlichen Liegezeit eine Belastung für den Patienten dar. Man geht davon aus, dass die Sensitivität des Glukokortikoidrezeptors (GR) an den Veränderungen der HPA-Achse bei depressiven Patienten beteiligt ist. Veränderte GR-Aktivitäten bei depressiven Störungen sind bekannt. Alternativen zum Dexamethason/CRH-Stimulationstest sind ex vivo-Stimulationsverfahren von Blutzellen zur Messung der Sensitivität des Glukokortikoidrezeptors (GR). Das Ziel unserer aktuellen Studie besteht in der Etablierung einer ex vivo-Stimulationsmethode zur Quantifizierung der GR-Sensitivität und deren Validierung im diagnostischen Prozess
Ansprechpartner: Dr. med. Claudia von Zimmermann
Genetische Einflüsse auf die Hirnstruktur und -Leistung des Menschen (GENES)
Im GENES-Projekt wird der genetische Einfluss von Polymorphismen verschiedener Kandidatengene wie BDNF und APOE auf morphologische Merkmale des menschlichen Gehirns bei gesunden Männern und Frauen sowie deren Zusammenhang mit Intelligenz- und Gedächtnismaßen untersucht. Dazu wurden bei den Probanden Magnetresonanztomographie (MRT)-Bilder aufgenommen und das Gesamtvolumen sowie Volumina unterschiedlicher Hirnregionen- und Strukturen, u.a. des Hippocampus und der Basalganglien, mittels FreeSurfer bestimmt. Zudem wurden in neuropsychologischen Testungen Intelligenz- und Gedächtnisfunktionen differenziert erfasst. Neben Blutroutinewerten wird auch die Korrelation der Parameter mit Enzymaktivitäten des Sphingolipidstoffwechsels im Plasma und in peripheren Blutzellen analysiert.
Ansprechpartner: Dr. rer. biol. hum. Tanja Richter-Schmidinger (Gedächtnis)
PD Dr. rer. nat. Dr. habil. med. Christiane Mühle (Molekularbiologie)
Normierung des Mini Mental Status Tests (MMST)
Der Mini Mental Status Test wurde 1975 von Folstein und Kollegen entwickelt und stellt ein hochökonomisches wie auch einfach durchzuführendes Verfahren zum Screening auf Demenz dar. Trotz großer Beliebtheit ist seine Sensitivität nur gering. Ziel ist es daher, aus den Daten des Kompetenznetzes Demenzen alters-, geschlechts- und bildungskorrigierte Normen für den deutschsprachigen Raum zu gewinnen.
Ansprechpartner: Dr. rer. biol. hum. Tanja Richter-Schmidinger
Neurodevelopmental Testosteron Hypothesis
Männer sind anders als Frauen. Dies gehört zu den beglückenden und manchmal herausfordernden Gegebenheiten unseres sozialen Lebens. Männer sind kompetitiver und übernehmen, zumindest bislang, häufiger Führungspositionen, und sie haben ein anderes räumliches Vorstellungsvermögen. Auf der negativen Seite sind Alkoholprobleme bei Männern häufiger; sie sind aggressiver und haben ein höheres Suizidrisiko. Warum ist das so? Wir verfolgen die Hypothese einen prägenden Einwirkung der Balance zwischen Testosteron und Östrogen auf das sich entwickelnde Gehirn. Damit wirkt die Zeit im Mutterleib lebenslang nach. Ein hoher Testosteronspiegel bedingt ein männlich differenziertes Gehirn mit eher männlichen Verhaltensweisen im Erwachsenenalter. Damit gibt es neben dem biologischen Geschlecht, das "Hirn-Geschlecht". D.h. neben den typischen Männern und Frauen gibt es Männer mit einem eher weiblich ausgeprägten Gehirn und Frauen mit einem eher männlich ausgeprägten Gehirn. Dieses Konzept hat weitreichende Konsequenzen und erlaubt ein tieferes Verständnis männlicher und weiblicher Verhaltensweisen einschließlich der Geschlechtsunterschiede bei psychiatrischen Störungsbildern. In einer Reihe von Studien prüfen wir unsere Hypothesen empirisch. In den FLIP-Studien (Finger Length in Psychiatry) untersuchen wir die relative Länge von Zeige- und Ringfinger als indirektes Maß einer vorgeburtlichen Einwirkung der Geschlechtshormone und setzen die Ergebnisse in Beziehung z.B. zu Alkoholabhängigkeit, Computerspielsucht, Autismus oder Liebesstilen. In der NOAH-Studie (Neurobiology of Alcoholism) untersuchen wir zusammen mit der Arbeitsgruppe von Herrn PD Dr. Bernd Lenz zusätzlich Lateralisierungsmaße als Hinweis auf pränatale Einwirkungen der Geschlechtshormone. In präklinischen Studien zusammen mit der Arbeitsgruppe von Prof. Christian Müller) untersuchen wir den Einfluss pränataler Hormonwirkungen auf adultes Trinkverhalten bei der Maus.
Ansprechpartner: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber
Kompetenznetz Demenzen (KND)
Mit dem Kompetenznetz Demenzen wurde eine der weltweit größten prospektiven Studien zu Diagnostik, Differentialdiagnostik und prädiktiver Diagnostik bei Patienten mit MCI und Demenz durchgeführt; die Studienleitung lag dabei in Erlangen. Die Datenbank umfasst neben klinischen Daten auch Daten zu biologischen Markers aus dem Nervenwasser und Blut sowie bildgebende Daten. Die Biobank erlaubt auch weiterhin Messungen in biologischen Proben. Die Daten aus dem Kompetenznetz sind in große, weltweite Verbundstudien eingeflossen. Es entstehen fortlaufende Publikationen aus dem KND und aus den weltweiten Verbundstudien.
Ansprechpartner: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber