Innovationspreis für Erlanger Wissenschaftler
Dr. André Kratzer belegt mit seiner Masterarbeit den 2. Platz des kbo-Innovationspreises Mental Health/Sozialpsychiatrie
Wie wirksam ist die Erlanger Boulderpsychotherapie? In seiner Masterarbeit untersuchte Dr. André Kratzer die Auswirkungen des therapeutischen Kletterns auf die Selbstwirksamkeitserwartung bei Menschen mit Depression. Dafür wurde der Psychologe und wissenschaftliche Mitarbeiter der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen nun ausgezeichnet: Er belegte mit seiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit den 2. Platz des kbo-Innovationspreises Mental Health/Sozialpsychiatrie in der Kategorie Masterarbeit. Mit dem kbo-Innovationspreis prämieren die Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) alle zwei Jahre empirische und praxisbezogene wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet Mental Health und Sozialpsychiatrie.
In der von PD Dr. Katharina Luttenberger geleiteten randomisiert-kontrollierten Studie „KuS – Klettern und Stimmung“ untersuchte Dr. Kratzer im Rahmen seiner Masterarbeit im Fach Psychologie, ob die von Dr. Luttenberger und ihrem Team entwickelte Boulderpsychotherapie die Selbstwirksamkeitserwartung bei Menschen mit Depression signifikant verbessern kann. Ob Betroffene also die Überzeugung aufbauen können, dass sie neue oder schwierige Anforderungen mit ihren eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten bewältigen können. Die innovative Therapie der Erlanger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kombiniert verhaltenstherapeutische Ansätze mit den handlungsorientierten Elementen des Boulderns, also dem Klettern ohne Seil in Absprunghöhe.
Im Rahmen der statistischen Analyse verglich Dr. Kratzer die Boulderpsychotherapie mit einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie und einem aktivierenden Bewegungsprogramm. „Die Selbstwirksamkeitserwartung war bei allen teilnehmenden Menschen mit Depression vor Beginn der Therapie unterdurchschnittlich ausgeprägt. Sie verbesserte sich jedoch nach zehn wöchentlichen zweistündigen Therapieeinheiten bei Teilnehmenden der Boulderpsychotherapie und der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie signifikant, und zwar hin zu einer durchschnittlichen Ausprägung. Im aktivierenden Bewegungsprogramm hingegen blieb die Selbstwirksamkeitserwartung weiterhin unterdurchschnittlich“, erklärt André Kratzer das zentrale Ergebnis seiner Masterarbeit. „Hinweise auf eine Vergleichbarkeit der Effekte mit der bereits etablierten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie sprechen zudem für einen breiteren Einsatz der Boulderpsychotherapie als Ergänzung zu bestehenden Angeboten“, resümiert er.
„Ich freue mich, diese Auszeichnung von den Kliniken des Bezirks Oberbayern entgegennehmen zu dürfen. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung, also eine hohe subjektive Überzeugung, neue oder schwierige Anforderungen aufgrund eigener Kompetenzen und Fertigkeiten bewältigen zu können, ist ein zentraler psychologischer Schutzfaktor, der die psychische Widerstandskraft eines Menschen erhöht. Durch therapeutisches Klettern in Form einer Boulderpsychotherapie ist es möglich, diesen Schutzfaktor durch ein attraktives und niedrigschwelliges Therapieangebot bedeutsam zu stärken“, betont Dr. Kratzer.
Die ausgezeichnete Masterarbeit ist vor Kurzem – erweitert um vertiefende Analysen – als Open-Access-Publikation im internationalen Fachjournal BMC Psychology veröffentlicht worden, um die Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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Dr. André Kratzer