Studie zu Demenz: mehr Wir-Gefühl, weniger Krankenhauseinweisungen
Gemeinsames Forschungsprojekt des Uniklinikums Erlangen und der Universität Bremen
Wenn Menschen mit Demenz in betreuten Wohngemeinschaften regelmäßig Gedächtnis und Bewegung trainieren, werden sie seltener ins Krankenhaus eingewiesen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie des Uniklinikums Erlangen und der Universität Bremen. Im Forschungsprojekt DemWG wurde untersucht, wie die Versorgung von Menschen mit Demenz in ambulant betreuten WGs verbessert werden kann. Das Projekt lief über drei Jahre und bezog 341 Menschen aus bundesweit 97 Wohngemeinschaften ein.
ufgrund ihres hohen Alters und verschiedener Erkrankungen haben Menschen mit Demenz ein hohes Risiko, in eine Klinik eingewiesen zu werden – was oft negative Folgen für sie hat. Die DemWG-Studie zielte deshalb darauf ab, die Anzahl der Krankenhauseinweisungen zu reduzieren und Folgekosten zu senken.
Bessere Versorgung von Menschen mit Demenz in ambulanten Wohngemeinschaften
Das Forschungsprojekt untersuchte die Wirkung einer komplexen Intervention. Diese bestand aus drei Bausteinen: einer Fortbildung der Mitarbeitenden und der Angehörigen in den ambulanten Demenz-WGs, einer digitalen Fortbildung für Hausärztinnen und -ärzte (online und als Podcast) sowie einem Trainingsprogramm mit Bewegungs- und Gedächtnisübungen in der Gruppe für die Menschen mit Demenz (MAKS-mk+).
Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann, Projektleiterin vom Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen, betont: „Die DemWG-Studie mit dem Trainingsprogramm MAKS-mk+ leistet einen wichtigen Beitrag zur verbesserten Versorgung von Menschen mit Demenz in ambulanten Wohngemeinschaften. Eine Verstetigung des Programms in der alltäglichen Versorgung ist daher sinnvoll.“
MAKS-mk+ für mehr Wir-Gefühl
Das MAKS-Programm ist eine nachweislich wirksame psychosoziale Maßnahme. Sie steht für motorische („M“), alltagspraktische („A“), kognitive („K“) und soziale („S“) Übungen. Bei der Weiterentwicklung MAKS-mk+ wird die Motorik („m“) mit verschiedenen Bewegungsübungen gefördert; die kognitiven, also geistigen Fähigkeiten („k“) werden durch spielerische digitale Übungen angeregt, und Dehn-, Gleichgewichts- und Kräftigungsübungen („+“) sollen Stürzen vorbeugen. Das Trainingsprogramm MAKS-mk+ fand bei den WG-Bewohnerinnen und -Bewohnern besonderen Anklang und wurde während der Studie bis zu fünfmal wöchentlich durchgeführt. Es förderte den ursprünglichen Gedanken einer Wohngemeinschaft, und es entstanden „ein sozialer Zusammenhalt und Interesse füreinander, wirklich ein tatsächliches Wir-Gefühl“, wie ein Angehöriger berichtet. Durch die gemeinsamen Gruppenaktivitäten konnten die Teilnehmenden aus ihrem Alltagstrott herauskommen, der vor allem während der Coronapandemie beschränkte Beschäftigungsmöglichkeiten bot.
Weniger Krankenhauseinweisungen
In der Gruppe der WGs, die sofort mit der Intervention begannen, gab es zudem nach sechs Monaten nachweisbar weniger Krankenhauseinweisungen. „Wenn eine Person mit Demenz nicht in eine Klinik muss, vermeidet man für sie viele Belastungen und die Gefahr, dass ihre Bedürfnisse dort nicht ausreichend befriedigt werden können“, unterstreicht die Erlanger Projektleiterin Prof. Dr. Carolin Donath vom Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung (Leiter: Prof. Dr. Elmar Gräßel) an der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Uniklinikums Erlangen die Bedeutung der Ergebnisse. Bis heute wird MAKS-mk+ in den meisten der teilnehmenden Demenz-WGs weiterhin angeboten, und 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner nahmen zum Ende der Studie mindestens zweimal pro Woche daran teil.
Die DemWG-Studie wurde aus Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert und von der Universität Bremen und den Konsortialpartnern des Uniklinikums Erlangen und der AOK Bremen/Bremerhaven durchgeführt.
Informationen zur Studie:
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Carolin Donath
Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Medizinische Versorgungsforschung
Uniklinikum Erlangen
09131 85-34810
carolin.donath(at)uk-erlangen.de
Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann
Institut für Public Health und Pflegeforschung
Universität Bremen
0421 218-68960
wolf-ostermann(at)uni-bremen.de