Der ärztliche Berufsalltag ist oft geprägt von Arbeit über die eigenen Belastungsgrenzen hinaus, herausfordernden Einsätzen in Krisensituationen und der ständigen Sorge, Fehler zu machen. Doch die Beanspruchung beginnt meist schon vor dem Eintritt in die Klinik: Auch Medizinstudierende stoßen überdurchschnittlich häufig an ihre Grenzen. Mit dem Projekt „Peer Support“ möchten wir ihnen daher eine unkomplizierte und leicht zugängliche Möglichkeit bieten, Unterstützung zu erhalten – von Studierenden für Studierende.
Der Peer Support wurde 2022 an der medizinischen Fakultät Augsburg in Kooperation mit PSU-Akut e.V. auf außergewöhnliche Belastungen speziell im Medizinstudium übertragen und modifiziert. 2025 haben wir das Programm mit ihrer Hilfe auch an der FAU aufnehmen können.
Was ist Peer Support?
Etwa ein Viertel aller Medizinstudierenden zeigt laut einer Studie aus Boston Anzeichen einer Depression (Link). Auch das Risiko für Burnout sowie Suizidalität liegt deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. Schon während des Studiums entwickeln angehende Ärztinnen und Ärzte oft ungünstige Muster im Umgang mit psychosozialem Stress und übernehmen dysfunktionale Bewältigungsmechanismen – mit langfristigen Konsequenzen. Perfektionismus, übermäßige Leistungsbereitschaft bis zur Erschöpfung und Schuldgefühle beim Setzen persönlicher Grenzen werden nicht nur hingenommen, sondern häufig von Ärztinnen und Ärzten vorgelebt und von Studierenden unreflektiert übernommen.
Unser Ziel ist es, innerhalb der bestehenden Strukturen niedrigschwellige Unterstützungsangebote zu etablieren: Menschen mit ähnlichen Erfahrungen stärken sich gegenseitig und bieten Gespräche an, die nach akuten Belastungssituationen Stabilität und Entlastung vermitteln.
Wie funktioniert Peer Support?
Über die untenstehende Email-Adresse kann der Kontakt zu unserem Peer-Support Team hergestellt werden. Innerhalb von 24 Stunden nehmen wir Kontakt zu euch auf, ein Gespräch wird innerhalb von 48 Stunden angeboten.
Durch die Unterstützung von Kommilitoninnen und Kommilitonen sollen Stressreaktionen vermindert und ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität gefördert werden. Dabei steht im Mittelpunkt, den Zugang zu bestehenden oder neuen Bewältigungsstrategien wiederzuentdecken.
Die Gespräche erfolgen in einem geschützten Rahmen, strukturiert und orientiert an festgelegten Qualitätsstandards (Leitlinien zur Psychosozialen Notfallversorgung – PSNV (19)). Vertraulichkeit hat dabei höchste Priorität – alle Beteiligten unterliegen der Schweigepflicht. Die Peers sind darin geschult, sich einfühlsam in belastende Situationen einzufühlen, aktiv zuzuhören und zu beurteilen, wann eine Weitervermittlung an professionelle Angebote der Regelversorgung notwendig ist.
Unser Kontakt: ps-peersupport(at)uk-erlangen.de
Gerne könnt ihr uns in der Mail auch wissen lassen, mit welchem unserer Peers ihr tendenziell lieber sprechen wollt.
Unser Team
Unsere Peers sind Medizinstudierende ab dem sechsten Semester. Sie sind darin geschult, psychosoziale Unterstützung für Kommilitoninnen und Kommilitonen anzubieten und stehen in regem Kontakt mit Ärztinnen und Ärzten der Psychiatrie im Uniklinik Erlangen. Sie stehen bei schwierigen Situationen von Ausbildungsbeginn bis Zulassung für entlastende Gespräche zur Verfügung.
Wie kann ich Peer werden?
Die Ausbildung vermittelt grundlegendes Wissen zu Stress, typischen Belastungsreaktionen sowie den Folgen und Bewältigungsmöglichkeiten traumatischer Erfahrungen. Im Mittelpunkt steht das praktische Einüben verschiedener Interventionen – einschließlich Selbsterfahrung und dem Training zentraler Kompetenzen der Peer-Kommunikation. Zudem werden der Umgang mit eigenen Grenzen, stressverstärkenden Gedanken und schnell wirksame Methoden zur Reduktion von Stress ausführlich behandelt und praktisch geübt.
Seminardauer
3 Tage in Präsenz jeweils von 9:00 bis 17:00 Uhr
Tage 1 und 2 (jeweils in der Woche vor Semesterbeginn)
Tag 3 an einem Samstag im Abstand von 2-3 Wochen
Kursleitung
Die Kursleitung übernimmt Dr. Iris Warnken, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Augsburg. Der Peer Support wird in Kooperation mit PSU-Akut e.V. aus München umgesetzt. Der gemeinnützige Verein ist auf die psychosoziale Unterstützung von Pflegefachkräften, Ärztinnen und Ärzten, medizinischen Fachangestellten sowie weiteren Berufsgruppen im Gesundheitswesen spezialisiert.
Weitere Informationen findet ihr hier: https://www.psu-akut.de/
Kontakt
Schreibt uns eine Mail, wenn ihr Kontakt mit dem Peer Support Team aufnehmen wollt:
ps-peersupport(at)uk-erlangen.de
Gerne könnt ihr uns in der Mail auch wissen lassen, mit welchem unserer Peers ihr sprechen wollt.
Weitere Unterstützungsangebote
Psychologische Beratung der FAU
www.werkswelt.de – Service & Beratung – Psychologische Beratung
PSU Helpline – Bei schwerwiegenden Ereignissen in der Klinik
0800 – 0 911 912
Krisendienst Mittelfranken
0800 – 655 3000 oder 0911 – 42 48 550
Telefonseelsorge 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222
Ärztlicher Bereitschaftsdienst 116117
Notaufnahmender Kopfklinik Erlangen und des Klinikums am Europakanal
Persönliche Vorstellung 24/7 möglich
Rettungsdienst 112


