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Die Therapie

Boulderpsychotherapie

Die Boulderpsychotherapie basiert auf den psychotherapeutischen Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie. Hierbei soll über eine Veränderung von ungünstigen Denk- und Verhaltensmustern eine Veränderung der Gefühle (also zum Beispiel der depressiven Stimmung) erzielt werden. Die Boulderpsychotherapie ist dabei sehr handlungsorientiert und die Teilnehmenden werden dazu angehalten, so viel wie möglich in der Sitzung selbst zu üben. Hierdurch soll die Umsetzung effektiver Lern- und Handlungsformen trainiert werden (z.B. Steigerung der Selbstwirksamkeit, Problemlösung, Expositionstraining). Spezifische Boulderübungen bieten dabei die Möglichkeit,  eigene „typische“ Verhaltensweisen und Problemlösemuster, die mit der Depression in Verbindung stehen könnten, sichtbar und erfahrbar zu machen. 

Durch die emotional aktivierende Atmosphäre des Boulderns (hoher Aufforderungscharakter, Ansprechen von Leistungsthemen, Interaktion mit der Gruppe) werden typische Verhaltens- und Denkmuster unmittelbar sichtbar. Diese Muster können dann mit Hilfe der Therapeutinnen und Therapeuten besprochen und hinterfragt werden, ob diese hilfreich sind. Dabei dient die Gruppe als Unterstützung und unter Umständen auch als Modell für korrigierende Erfahrungen. Anschließend können in einer Wiederholung der Boulderübung alternative Verhaltens- und Denkweisen ausprobiert werden. Falls diese hilfreich sind, können sie weiter eingeübt und die neuen Erfahrungen auf Alltagsprobleme übertragen werden.

Parallel können über das Bouldern weitere wichtige Kompetenzen zur Bewältigung von Depressionen aufgebaut werden: gerade Neulinge machen durch das Erlernen von Bouldertechniken sehr schnell sportliche Fortschritte, so dass die Selbstwirksamkeit gefördert werden kann. Darüber hinaus ist der Aufbau positiver Aktivitäten ein wesentlicher Bestandteil der Psychotherapie bei depressiven Störungen und das Bouldern selbst kann durch seine hochmotivierende Atmosphäre eine solche positive Aktivität für die Teilnehmenden sein und so einem Interessenverlust entgegenwirken.

Jede Stunde wird mit einer Achtsamkeitsübung begonnen. Dann folgt eine Einführung in das jeweilige Thema, bevor es direkt in den Erfahrungsteil an der Boulderwand geht. Dafür stehen für jedes Thema passende Boulderübungen zur Verfügung. In der Stunde zum Thema „Soziale Beziehungen“ können Teilnehmende beispielsweise die Erfahrung machen, welche Gefühle und automatische Gedanken hier insbesondere hinsichtlich der Themen Nähe/Distanz und Verantwortung/Abhängigkeit auftreten, wenn sie, verbunden durch ein Seil, gemeinsam eine Route bouldern. Abgeschlossen wird die Stunde nach einem kurzen Austausch mit einer Entspannungsübung.

Das Gesamtkonzept für eine Gruppentherapie zur Behandlung von Depressionen ist auf eine Gruppe von zehn Teilnehmenden unter der Leitung von mindestens zwei Therapeutinnen oder Therapeuten ausgelegt. Bei nur einer Therapeutin/Therapeut sollte die Gruppengröße auf maximal 5 Teilnehmende reduziert werden. Manche Übungen können auch im Rahmen einer klassischen verhaltenstherapeutischen Behandlung herausgegriffen und als Einzel- oder Partnerübungen durchgeführt werden.

Vorstellung der Boulderpsychotherapie für den MSD Gesundheitspreis 2020: